Unnötig wie ein Kropf war sie, die Hexenjagd Karen Horns, der
ehemaligen FAZ-Redakteurin und Wirtschaftspublizistin und Vorsitzenden
der Friedrich-August-von Hayek-Gesellschaft, gegen eine angebliche
Unterwanderung des liberalen Lagers durch „rechte Reaktionäre“. Horn hat
den liberalen Verein, einen der wenigen freiheitlichen Thinktanks in
unserem Land, durch ihre Angriffe erheblich geschwächt und gespalten,
allerdings auch eine wichtige und notwendige Debatte darüber angeregt,
was Liberale ausmacht, was sie sind und möglicherweise nicht sind.
Die 26 Mitglieder der Gesellschaft, die in einem offenen Brief Horns
Rücktritt gefordert haben – unter anderem Christian Watrin, Frank
Schäffler, Hans Jörg Hennecke und Vera Lengsfeld – kritisierten zu Recht
eine Einengung des liberalen Spektrums durch die ehemalige Vorsitzende,
eine Einschränkung der Meinungsfreiheit und Ausgrenzung von Teilen der
Gesellschaft. Die Gesellschaft müsse Platz haben für Liberale
unterschiedlicher Schattierungen, für Ordoliberale, christliche
Liberale, Libertäre und staatskritische Liberale. Horn, die den großen
liberalen Ökonomen Wilhelm Röpke als Reaktionär bezeichnet hatte,
biedere sich auf polemische und ausgrenzende Weise der „Politischen
Korrektheit“ und linksliberalen Denkweisen an, so der Vorwurf ihrer
Kritiker. Horn hatte eine Abgrenzung von „politisch heiklen“
Organisationen gefordert. Auch „'wertkonservative' Liberale“ bezeichnete
sie in einem Artikel in der Zeitschrift „Schweizer Monat“ als „falsche
Freunde“, vor denen man sich hüten solle. Mitglieder hielten ihr
hingegen vor, dass das politische Spektrum in Deutschland weit nach
links verrutscht sei und es eher einen dominanten linken Zeitgeist gebe,
dem man sich entgegenstellen müsse.
Führende Freidemokraten wie
Parteichef Christian Lindner und der ehemalige Gesundheitsminister
Daniel Bahr haben gemeinsam mit Karen Horn die Hayek-Gesellschaft nun
verlassen. Damit haben sie sich mit der Hexenjagd auf Wertkonservative
und Libertäre, „Reaktionäre und Radikale“ im liberalen Lager solidarisch
erklärt und sich einem kritischen Diskurs über liberale Inhalte und
liberale Identität verweigert. Der Massenaustritt im liberalen Thinktank
kommt einer Selbstkastration gleich. Es soll abgetrennt werden, was
immer auch liberal war: Das Wertkonservative, das Ordoliberale und das
Libertäre. Die Hysterie der Vorgänge erinnert stark an die
Kommunistenjagd der McCarthy-Ära. Säuberung und Purismus im liberalen
Lager? Dies kann und darf es nicht geben.
Was sagt uns Lindners
Austritt über den Kurs der neuen FDP? Erst kürzlich hat sich der
Parteichef sehr öffentlichkeitswirksam gegen die Aufnahme
wechselwilliger AfD-Mitglieder ausgesprochen. Vor ein paar Tagen
erlebten wir dieselbe inszenierte Ausgrenzung seitens der Tauber-CDU. In
FDP-nahen Internetforen wird zunehmend gebetsmühlenartig darauf
hingewiesen, dass Liberale keine Konservativen sind. Nun, das ist ohne
Zweifel so. Aber was soll die ständige Betonung der Abgrenzung? Was soll
die medienwirksam inszenierte Abweisung von AfD-Wechslern?
Anbiederung an den sozialdemokratisch geprägten Zeitgeist, an den
Nanny-Staat und die Political-Correctness-Kultur hat man Karen Horn zu
Recht vorgeworfen. Muss man auch der Lindner-Parteiführung diesen
Vorwurf machen? Dürfen wir nicht mehr mit den Schmuddelkindern spielen,
weil die FDP zurück in die Regierung möchte und zwar vorzugsweise an der
Seite von Roten und Grünen? Sollen wir uns nun „Freie Demokraten“ statt
„Liberale“ nennen, weil die Magenta-Partei mit dieser neuen
Selbstdarstellung besser in die Ampel passt?
Es ist sicher zu
begrüßen, dass die FDP der babylonischen Gefangenschaft der Union
entkommen möchte und sich durch betonte Eigenständigkeit neue
Bündnisoptionen erobert. Was unsere Identität, die liberale Seele, aber
nicht erträgt, ist angeordnete Anbiederung an sozialdemokratisch
geprägte Political-Correctness-Maßstäbe. Wir sind eben keine
ampeltaugliche freidemokratische Ergänzung zum sozialdemokratischen
Mainstream. Wir sind Liberale mit Ecken und Kanten, wertkonservativen
Bindungen und libertären Ideen, die sich nicht verbiegen lassen. Will
man uns dazu zwingen, wird es wohl bald einen „Weckruf“ innerhalb der
Partei geben – von Liberalen in der freidemokratischen Magenta-FDP, die
für das gesamte Spektrum des politischen Liberalismus eintreten und
gegen die verordnete Selbstkastration aufbegehren.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen