Mittwoch, 5. August 2015
Die Suche nach Sinn, Ziel und Richtung
Vor kurzem las ich in meiner persönlichen Mail folgendes:
“Du bist ständig auf Sinnsuche. Das ist typisch für Menschen die sich mit Psychologie beschäftigen. Warum lebst Du nicht einfach. Es muss doch nicht in allem ein Sinn stecken. Hauptsache ist doch man macht es gerne, wenn nicht, lässt man es halt. Und um existentielle Dinge kommt man nicht drum herum, auch wenn sie vielleicht in Deinen Augen keinen Sinn haben. Glaub mir, ohne ständige Sinnsuche ist das Leben einfacher. Liebe, lache, weine ohne Sinn!“
Einige Wochen vorher sprach ich mit einer sehr gläubigen Protestantin über Sinn, Ziel und Richtung des Lebens. Sie sagte, sie müsse über all dies nicht nachdenken. Der Sinn ihres Lebens sei Gott. Das Ziel ihres Lebens sei Gott. Die Richtung ihres Lebens sei Gott.
Und dann höre ich häufig von atheistischer Seite, Sinnsuche sei ein mystisches, pseudoreligiöses Unterfangen, das der rational denkende Mensch tunlichst vermeiden solle. Es gebe keinen Sinn im Leben. Unsere Existenz sei völlig absurd und sinnlos.
Ich teile diese Auffassungen nicht. Für eine psychisch gesunde Entwicklung einer reifen, erfüllten Persönlichkeit bedarf es einer Sinngebung, eines Lebenszieles und einer Lebensrichtung. Und Sinn, Ziel und Richtung sollten nicht verbindlich von außen vorgegeben sein, sondern müssen aus uns selbst kommen. Wir selbst bestimmen unseren Weg, aber damit wir uns nicht verirren in Beliebigkeit und abgleiten in Zynismus, Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit, brauchen wir diesen Halt, dieses Geländer. Dieses Geländer mag Gott sein. Im völligen Gottvertrauen zu leben, macht das Leben einfacher, weil ich nicht fragen muss, nicht hinterfragen muss, nicht suchen muss.
Der freie Mensch entscheidet sich für den schwierigeren Weg der Suche, aber gegen die Beliebigkeit und den Zynismus. Wir wachsen mit einer Aufgabe, der wir uns verschreiben, in deren Dienst wir uns stellen. Sie gibt unserem Leben Sinn, Ziel und Richtung. Sie verleiht unserem Leben Halt, Orientierung und Perspektive. Doch der gewählte Weg ist nie endgültig, die gewählte Aufgabe nie erfüllt. Ständig müssen wir uns neu fragen und hinterfragen. Ständig neu suchen. Die Suche nach dem Lebenssinn bleibt unsere Lebensaufgabe und der Weg dorthin unser Ziel.
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