Samstag, 15. August 2015

Gegen eine politische Instrumentalisierung von Einwanderung und Vielfalt!




Gibt es ein destruktives Element in unserem nationalen Empfinden, ein Element mangelnder Selbstakzeptanz oder - im Extremfall – ein Element des Selbsthasses? Und wenn es ein solches Element gibt – wofür einiges spricht – können wir es dann eher auf Seiten der politischen Linken verorten?

Gelegentlich liest man in Publikationen, die aus dieser Richtung kommen, vom problematischen „deutschen Volkscharakter“, der etwas Aggressives habe, arrogant und besserwisserisch sei, unterwerfen und dominieren wolle. Untermalt wird dieser Topos dann stets mit Grausamkeiten aus deutscher Nazi-Vergangenheit und unterschwellig die Ansicht transportiert, der Nazi-Geist lebe noch fort, sei latent vorhanden und virulent und warte nur darauf, erneut als Ungeist aus der Flasche gelassen zu werden.

Für jemanden, für den das Deutsche und der Deutsche derart feindselig und potenziell bedrohlich daherkommt, liegt es nahe, den „deutschen Volkscharakter“ eindämmen zu wollen und ihn seiner virulenten Wirkung zu berauben. Am wirkungsvollsten gelingt dies, wenn man sein „Brutgebiet“ trockenlegt, also den Ort beseitigt, an dem sich der „deutsche Volkscharakter“ reproduziert: Die deutsche Familie. Erklärt sich hieraus die minderheitsfixierte Sexualpolitik der politischen Linken? Der offensichtlich abgrundtiefe Hass auf die traditionelle deutsche Familienordnung, auf Eltern und ihre Kinder? Wird nicht auch die Zuwanderung missbraucht und instrumentalisiert, um den „deutschen Volkscharakter“ zu verwässern, die deutsche Gesellschaft multikultureller werden zu lassen, internationaler und damit letztlich vor allem weniger deutsch?

Ist die deutsche Linke tatsächlich antideutsch und will sie wirklich die Familie als Grundlage deutscher Kultur und Identität zerstören? Will sie tatsächlich deutsche Gesellschaft durch Einwanderung „verwässern“? Man denkt sofort an Außenminister a.D. Joseph Fischer, der in seinem Buch „Risiko Deutschland“ sagt: “Deutschland muss von außen eingehegt und von innen durch Zustrom heterogenisiert, quasi verdünnt werden.” Es gehe darum, deutsches imperialistisches Gehabe und deutsche Großmannssucht durch verstärkte Einwanderung „zu verwässern“. Deutsche Helden müsse die Welt, tollwütigen Hunden gleich, einfach totschlagen. Oder die Formulierung des Münchner Parteivorstandes der Bündnisgrünen, es gehe nicht um Recht oder Unrecht in der Einwanderungsdebatte, es gehe zuerst um die „Zurückdrängung des deutschen Bevölkerungsanteils in diesem Land.”

Sicher sind diese Zitate fragwürdige Entgleisungen und nicht repräsentativ für die deutsche politische Linke. Dennoch stellt sich die Frage, ob in diesem Teil unserer Gesellschaft eine ausgeprägte Form des Selbsthasses, der Selbstverachtung und einer Selbstverweigerung nationaler Identität virulent ist. Hat ein beträchtlicher Teil der Deutschen ein ernsthaftes Problem mit seinem Deutschsein, dem deutschen Wesen, der deutschen Kultur? Ergibt sich daraus dann ein schwieriges Verhältnis zum Menschen und zum Menschsein an sich?

Etliche Deutsche vor allem - aber nicht nur – aus dem linken Spektrum haben im Allgemeinen ein eher schwieriges Verhältnis zu deutschem Nationalgefühl und deutscher Lebensart. Begründet wird dies durch die entsetzlichen Gräuel deutscher Geschichte. Nach Auschwitz, so gewinnt man den Eindruck, sei deutsche Identität nur noch sehr begrenzt, wenn überhaupt, leb- und erlebbar.
Muss das zwangsläufig so sein? Ohne Zweifel wiegt die deutsche Schuld schwer und die Verpflichtungen, die sich aus der deutschen Geschichte ergeben, lasten heute und in der Zukunft schwer auf deutschen Schultern. Müssen aber darüber hinaus tatsächlich Selbstverachtung und Selbsthass die Folge sein?

In der Gefängnispsychiatrie hilft man Straftätern, häufig Schwerstverbrechern mit narzisstischer Persönlichkeitsstörung und Selbsthass dabei, eine stabile Ich-Identität aufzubauen. Am Anfang steht dabei immer die Anerkennung der eigenen Schuld. Dann kommt aber die schwierige Aufgabe, die Schuld hinter sich zu lassen und zu einem befreiten Leben nach der Schuld zu gelangen. Für diese Straftäter ist es wesentlich, die oberflächliche narzisstische Selbstverliebtheit, der immer eine tiefe innere Leere und Selbstunsicherheit zugrunde liegt, durch eine solide Form der Selbstliebe und Selbstakzeptanz zu ersetzen. Diese Menschen müssen sich selbst annehmen und erfahren, dass sie von anderen angenommen werden. Selbstverachtung und Selbsthass sind dabei kontraproduktiv. Diese Menschen müssen lernen, sich zu lieben, trotz der Schwere ihrer Schuld.

Eine solche bedingungslose Selbstannahme ist auch die Grundvoraussetzung für eine stabile nationale Identität. Es gibt starke Ressourcen nationaler Kulturleistungen, auf die wir dabei aufbauen können. Wir dürfen die Schuld des Holocaust nicht relativieren, aber wir dürfen die deutsche Geschichte auch nicht darauf beschränken. Es gibt ein Recht auf deutsches Leben nach der Schuld. Selbstverachtung und Selbsthass sind ein kontraproduktiver, falscher Weg. Deutsche Kultur und deutsche Lebensart bleiben auch nach Auschwitz liebenswert. Gerade im Bewusstsein eigener Schuld und der daraus erwachsenden Verantwortung ergibt sich eine neue, reife Form der Selbstakzeptanz. Im Bewusstsein dieser Verantwortung für Frieden und Freiheit dürfen die Deutschen, ja müssen die Deutschen, sich achten, wertschätzen und auch lieben.

Wir brauchen ein gesundes, unverkrampftes Nationalgefühl. Ein verklemmter Umgang mit dem „deutschen Charakter“ ist ebenso kontraproduktiv wie das feindselige Heraufbeschwören einer „Deutschland-verrecke-Fraktion“ der politischen Rechten. Wir brauchen keine Feindbilder. Keine fehlgeleitete Familienpolitik. Es ist schön und vorteilhaft, wenn unsere Gesellschaft durch Einwanderung multikultureller und bunter wird. Wir dürfen aber nicht zulassen, dass Vielfalt in sehr fragwürdiger Absicht politisch instrumentalisiert wird.

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