Vor zwei Jahren sagte eine amerikanische Freundin zu mir, dass sie Deutschland vor allem deshalb bewundere, weil es im Inneren so friedvoll vereint sei. Sie bezog sich damit auf die scharfe und feindselige Spaltung der amerikanischen Gesellschaft in liberaldemokratische Reformer und in das konservative Amerika, wie es am deutlichsten durch die „Tea-Party“ zum Ausdruck gebracht wird. Ein vergleichbar unüberbrückbarer Graben gebe es in Deutschland nicht, sagte sie.
Ich glaube nicht, dass sie ihre Meinung heute noch vertreten würde, angesichts der sich zunehmend feindselig gegenüberstehenden Lager in der Flüchtlingsfrage. Deutschland ist tief gespalten. Wir haben längst amerikanische Verhältnisse. Was sich hier gegenübersteht, sind längst nicht nur unterschiedliche Auffassungen in einer bedeutenden Sachfrage. Es sind unvereinbare Lebensauffassungen, andere Geisteshaltungen und Kulturen.
Wie unvereinbar sich die Auffassungen der Repräsentanten offener Willkommenskultur und jener der „besorgten Bürger“ gegenüberstehen, zeigt sich etwa am völlig anderen Umgang mit dem Toleranzbegriff. Die einen fordern Toleranz für die Hass- und Fäkalsprüche eines Akif Pirincci und beschimpfen die Distanzierung der Verlage und Buchhändler als moderne Bücherverbrennung, für uns andere liegt die Verletzung der Toleranz gerade in den feindseligen und menschenverachtenden Provokationen begründet. Dieser feindseligen Intoleranz gegenüber Menschen und ihrem Schicksal darf aus unserer Sicht kein Raum gegeben werden und muss ihrerseits konsequente Nichttoleranz und scharfe Verurteilung nach sich ziehen.
Natürlich sind die Entscheidungen der Bertelsmann-Tochter Random House und Amazons richtig und notwendig, die Bücher – und zwar alle Bücher – Pirinccis nicht mehr zu vertreiben. Was wir allenfalls zu Recht beklagen können, ist, dass erst jetzt reagiert wird, nachdem jahrelang sehr gut an den Provokationsschreibereien verdient wurde. Eine rechtzeitige Distanzierung von einem Autor, dessen Meinungen längst bekannt waren, wäre wünschenswert gewesen. Es gibt durchaus nicht selten ZUVIEL Toleranz in unserem Land – gegenüber Hass und Gewalt, gegenüber den Intoleranten.
Wir dürfen nicht zulassen, dass der „kleine Akif“ zum bemitleideten Märtyrer gemacht wird. Er ist auch, aber längst nicht nur, der Autor harmloser Katzenkrimis. Es geht niemandem darum, die Existenz dieses Autors zu vernichten, wie Pirincci jetzt wehleidig beklagt. Was wir erleben, ist keine Hetzkampagne gegen einen unbescholtenen Bürger, der es wagt, seine Meinung zu sagen. Die klare Verurteilung dieses politischen Agitators ist richtig und notwendig. Sie hat nichts mit intolerantem Totalitarismus zu tun. Sie ist keine Bücherverbrennung, die auch nur das geringste mit den Bücherverbrennungen der Nationalsozialisten zu tun hätte. Sie richtet sich gegen die Pamphlete der Täter und ihrer Anstifter. Es darf für intolerante Hetzerei und menschenverachtende Agitation keine Toleranz und Nachsicht geben. Und für den "kleinen Akif" keinerlei Mitleid.
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