Montag, 20. Juli 2015

Autobiografische Skizzen

Wallrabenstein
Unser Familienname kommt vom gleichnamigen Ort im Rheingau-Taunus-Kreis (Hessen), heute ein Ortsteil der Gemeinde Hünstetten mit Burgruine aus dem 14.Jahrhundert.

Windeck
In Wuppertal aufgewachsen und nach einigen Jahren in Rummenohl (Stadt Hagen) und Altenhof (Gemeinde Wenden) im Kreis Olpe ist Windeck an der Sieg seit Januar 1992 meine Heimat. Genauer ist es das Dörfchen Eich, im Südosten der Gemeinde, dicht an der Landesgrenze nach Rheinland-Pfalz. Liegt Windeck, die östlichste Gemeinde im Rhein-Sieg-Kreis, im Bergischen Land? Oder im Westerwald? Das Land am Mittellauf der Sieg gehört zu beidem, verbindet beides, den Westerwald im Süden und das Bergische Land im Norden, hinzu kommt das Rheintal mit dem Siebengebirge im Westen und das Südsauerland und Siegerland im Osten. Windeck liegt mittendrin - und ist landschaftlich überaus reizvoll.

Windecker Gartenträume
Der von meiner Ehefrau Elke und mir angelegte Schau- und Meditationsgarten im Erholungsgebiet Windecker Ländchen mit Stilelementen des Japanischen Gartens, des Chinesischen Gartens und des Englischen Landschaftsgartens: Asiatische Skulpturen, Bambus, Fächerahorne, Rhododendronhaine, Efeuhecken und Teichlandschaften inmitten alter Eichen- und Kiefernbestände.


Herkunft
Ich entstamme einer Familie mit niederbergisch-rheinischen und kurhessisch-oberhessischen Wurzeln. Das Elternhaus war kleinbürgerlich konservativ und protestantisch geprägt. Mein Vater war Gärtner. Durch Mithilfe wurde ich schon sehr früh an alle Arbeiten im Gartenbau herangeführt. Wirkliche Begeisterung für das Gärtnern stellte sich allerdings erst ein, als ich selbst gestalterisch und kreativ tätig werden konnte.


Meine Großeltern Auguste und August Wallrabenstein. Sie waren begeisterte Natur- und Gartenfreunde. Ich verdanke ihnen viel. Leider haben sie die GARTENTRÄUME nicht mehr kennengelernt. Sie hätten ihre Freude daran gehabt.

Berufliches
Ich bin Lehrer in der Sekundarstufe II  für Deutsch und Politik/Sozialwissenschaften. Unterrichtet habe ich an einem Leverkusener Gymnasium, einer Kölner Berufsschule und an einer Bonner Privatschule. Außerdem in der Erwachsenenbildung, vor allem Englisch an Volkshochschulen und einer Sprachenschule in Olpe. Ebenso habe ich langjährig im Schülerförderunterricht und in der Prüfungs- und Lernberatung gearbeitet. Mehrjährige Arbeitserfahrungen habe ich zudem in der Krankenhauslogistik und als Helfer und Praktikant in der Krankenpflege sammeln können.

Elke
Seit 1992 sind wir glücklich verheiratet. Sie ist die Seele unseres Gartens und pflegt ihn mit liebevoller Hand.

Traunsee, Oberösterreich 2014

FDP
Meine erste Berührung mit der FDP war zufällig. In der Wuppertaler Fußgängerzone drückte mir ein Wahlkämpfer einen Stapel kleiner Büchlein über Hans-Dietrich Genscher in die Hand und bat mich, sie zu verteilen. Genscher hatte damals seinen Wahlkreis im Wuppertaler Westen. So wurde ich zum Wahlkämpfer für die Partei, zu der ich noch keinerlei Bindung hatte. Wenig später traf ich in Bad Reichenhall den dort kurenden damaligen Vorsitzenden der Bundestagsfraktion, Wolfgang Mischnick. In einem etwa zweistündigen Gespräch weckte er mein Interesse an der liberalen Partei und am Liberalismus. Er konnte begeistern und die Dinge auf den Punkt bringen. Im Kurpark von Bad Reichenhall wurde ich zum Liberalen. Eine Woche später - im September 1979 - trat ich, in der Spätphase der sozialliberalen Koalition, in die FDP ein.
Zunächst war ich bei den Jungen Liberalen aktiv, die sich gerade als Gegenströmung zu den immer weiter nach links abdriftenden Jungdemokraten als neue Jugendorganisation gegründet hatten. Eine frühe Wuppertaler Bekanntschaft bei den Jungen Liberalen war Silvana Koch-Mehrin. Häufig war ich in Bonn, einem frühen Schwerpunktort der Jungen Liberalen. Dort traf ich auf Westerwelle.
Viel zu verdanken habe ich den Bildungsstätten der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit. Wichtige Orte der politischen Sozialisation wurden der Margarethenhof in Königswinter und die Theodor-Heuss-Akademie in Gummersbach, vor allem deren Kellerkneipe, die beliebt-berüchtigte Wacholderstube. Hier fand in feuchtfröhlicher Umgebung so manche Begegnung statt und so manches ernste und weniger ernste Gespräch wurde dort geführt. Von besonderer Bedeutung über die Jahre wurden die “radikalliberalen Foren”. Ihnen verdanke ich die Hinwendung zur Österreichischen Schule der Nationalökonomie und die Bekanntschaft mit dem Buchautor Roland Baader, die prägend werden sollte.

Wolfgang Mischnick

Primaten
Meine intensive Beschäftigung mit unseren nichtmenschlichen Primatenverwandten hat mein Weltbild und mein Selbstbild massiv verändert. Ein Schlüsselerlebnis hatte ich auf meiner ersten Sri-Lanka-Reise. Schon vor diesem Abend hatten mich in Anuradhapura und Polonnaruwa die halbzahmen Ceylon-Hutaffen und Hanumanlanguren begeistert, die sich in den alten Tempelanlagen füttern ließen. Nun aber hatte ich einen Abendspaziergang von meinem Hotel im nördlichen Hochland aus unternommen und war einer Gruppe von Weißbartlanguren (Trachypithecus vetulus) begegnet – einer Art, die nur auf Sri Lanka vorkommt. Ohne besondere Scheu vor mir hatten sie einen abendlichen Futterbaum bezogen und fraßen, kommunizierten und spielten. Ich war fasziniert von ihrem reichhaltigen Sozialverhalten. Diese Weißbartlanguren standen am Beginn vieler zukünftiger Primatenbeobachtungen und einer wachsenden Leidenschaft. Meine besonderen Lieblinge wurden Galagos und Tarsier, Krallenaffen und Kapuziner, Languren und Gibbons. Einen großen Teil meiner Bibliothek füllen heute Bücher über Primaten. Ich kann nicht verstehen, wie manche Menschen abfällig und verächtlich auf unsere Verwandten hinabblicken. Wir verdanken unseren faszinierenden Cousins alles und wären nichts ohne sie. Ich empfehle heute jedem, insbesondere aber Psychologen und Pädagogen, ein intensives Primatenstudium. Wir gewinnen erst dann wirklich eine fundierte Vorstellung von uns selbst, wenn wir wissen, wo wir herkommen. Die Liebe zu den Primaten steht am Beginn der Liebe zu den Menschen.

Trachypithecus obscura

Psychologie
1.Jeder Mensch ist allen anderen Menschen gleich. 2.Jeder Mensch ist manchen anderen Menschen gleich. 3.Jeder Mensch ist keinem anderen Menschen gleich. Diese drei Sätze aus einer psychologischen Eingangsvorlesung haben mein Denken verändert. Die Psychologie, die Wissenschaft des Fühlens, Denkens, Wollens und Handelns, hat mich von Jugend an fasziniert, insbesondere die Differenzielle Psychologie – die Persönlichkeitspsychologie –, die sich mit den Unterschieden menschlicher Charaktere und Persönlichkeiten beschäftigt. Wie verschieden wir sind in unserer Wahrnehmung, unserer emotionalen Verarbeitung und in unserem Verhalten! Welcher Reichtum für die Gesellschaft sich aus dieser Vielfalt ergibt. Wenn man diese Vielfalt erkennt, sie zu schätzen und zu lieben lernt, kommt man zwangsläufig zu dem Punkt, wo man diese Vielfalt bewahren und die Potenziale, die Möglichkeiten, die sich aus dieser Vielfalt ergeben können, fördern und entwickeln möchte. Bei mir lag hier der Weg begründet zum Pädagogen einerseits, zum Humanisten und zum Liberalen andererseits.

Ostsee, Rügen 1990


Positive Psychologie
Stark beschäftigt habe ich mich mit der Klinischen Psychologie, der Wissenschaft von den psychischen Störungen und Erkrankungen. Schwerpunkte liegen vor allem im Bereich der Affektiven Störungen (Depression und Erschöpfungsdepression), der Angststörungen, der Somatisierungsstörungen (dem Ausdruck psychischer Störungen in körperlichen Symptomen) und den Persönlichkeitsstörungen. Die Klinische Psychologie ist ein spannendes und begeisterndes Fach, ist aber fokussiert auf die Störung, das Defizit und den Mangel von Menschen. Von jeher fasziniert haben mich hingegen gerade menschliche Stärken, Leistungspotenziale und Kraftquellen. Hiermit beschäftigt sich die Positive Psychologie, auch Gesundheitspsychologie. Zentrale Begriffe sind Resilienz und Salutogenese. Resilienz, oder psychische Widerstandsfähigkeit, ist die Fähigkeit, Krisen durch Rückgriff auf persönliche Kraftquellen zu bewältigen. Salutogenese bedeutet die Förderung und Entstehung von Gesundheit und Widerstandsfähigkeit. Im Mittelpunkt stehen dabei die Entwicklung von Bewältigungsstrategien, das Coping. In enger Anlehnung an die Sozialpsychologie interessieren mich dabei vor allem gesundheitsfördernde Lebensbedingungen und Lebensumwelten. Es geht mir darum, gesundheitsfördernde Lebensbedingungen und Lebensumwelten, in denen Menschen ihr individuelles menschliches Potenzial – letztlich zum Wohle aller – bestmöglich entfalten können, zu propagieren und zu befördern. Mit dieser Zielrichtung ist man zwangsläufig wieder sehr eng am Liberalismus.

Im Wuppertaler Garten, 1962

Optimismus und Mut
Dies sind die beiden Kernkompetenzen der liberalen Persönlichkeit. Warum müssen Liberale mutig sein? Weil die Freiheit, neben der Gesundheit unser höchstes Gut, ständig in Gefahr gerät und gegen die Feinde der Freiheit verteidigt werden muss. Warum aber gibt es so viele Freiheitsfeinde? Weil Menschen über andere Menschen herrschen wollen. Aber viel mehr noch, weil Freiheit unbequem ist und unsicher. Wir neigen von unserer psychischen Konstitution her zu Sicherheit, zu Ordnung, Ruhe, Gemütlichkeit, Behaglichkeit. Wir richten uns gerne ein im rundumbetreuenden Wohlfahrts- und Nannystaat. Unsere Freiheit geht aber dabei scheibchenweise verloren. Und schlimmer noch, unser menschliches Potenzial verkümmert. Warum sind Liberale optimistisch? Weil sie unbeirrt an den Menschen und an menschliche Leistungs- und Entfaltungspotenziale glauben. Weil sie in Veränderungen und Entwicklungen die Chance und nicht das Risiko sehen. Weil sie Menschen vertrauen und ihrer Vielfalt, nicht der Monostruktur der Masse, der Organisation, des Staates. Optimismus und Mut stehen als Kernkompetenzen der liberalen Persönlichkeit nicht ohne Grund auch im Zentrum der humanistisch geprägten Positiven Psychologie.

Als Lehrer, 1992

Religion und Weltanschauung
Obwohl protestantisch getauft und katholisch getraut, stehe ich allen religiösen Glaubensinhalten und den Religionsgemeinschaften fern und bezeichne mich als Agnostiker. Der Agnostiker ( der "Nichtwissende") klammert letzte Fragen als letztlich unbeantwortbar aber auch als unbedeutend für sein Leben aus und beschäftigt sich statt dessen konzentriert mit dem Leben auf dieser Welt. Ich glaube an die Natur und ihre Schöpferkraft, den Menschen und seine Entwicklungsmöglichkeiten und an die Freiheit. Mit vielen religiösen Menschen teile ich aber die starke Wertschätzung von Wertebewusstsein und eine ethisch-moralische Grundausrichtung. Ich bin alles andere als ein Werterelativist und glaube, dass es das Wahre, Gute und Schöne und die Notwendigkeit der Sinnsuche in unserem Leben gibt. Der sinnentleerte Materialismus ist mir ein Gräuel. Geld und materieller Besitz sind für mich allenfalls Mittel, um damit Besseres und Höheres möglich zu machen, keinesfalls mehr. So bin ich maßlos in meinem Streben, aber überaus bescheiden, geradezu asketisch in meinen Ansprüchen und Begehrlichkeiten.

Lebensgefühl
Stark beeinflusst vom Transzendentalismus des Neunzehnten Jahrhunderts und Denkern wie Ralph Waldo Emerson, Margaret Fuller und Henry David Thoreau, aber auch von Walt Whitman und der pragmatischen Psychologie und Philosophie William James', liebe ich die Natur und das Wilde, Ursprüngliche an ihr, ebenso wie die Freiheit, um Persönlichkeit zu bilden und Möglichkeiten zu entfalten. Der Sinnesgenuss ist mir wichtig: Der gute Rotwein, die Musik, die Erotik und Sinnlichkeit des weiblichen Körpers, das gute Buch und das offene, ehrliche Gespräch, das tiefsinnige, ergründende Denken, Schreiben und Reden - dafür leben wir. Ich hasse Oberflächlichkeit und Konvention, liebe das Eigenständige, Knorrig-Individuelle, Menschen, die ihren eigenen Weg suchen und finden, Widerstände und Hemmendes aus dem Weg räumen. Ich mag Freigeister und Eroberer, Unternehmer und Gründer, mutige Querdenker, Naturbesessene, Tier- und Menschenfreunde. Echte Liberale eben...

Wölfe
Für mich Sinnbild meines Lebensgefühls: Wild und frei, hochintelligent, sozial, faszinierendes hochkomplexes Verhalten. Wunderbar, sie zu beobachten. Mein größter Traum: Mal als Wolf unter Wölfen zu leben...
Polarwölfe

Reisen
Es gibt kaum etwas Wichtigeres für mich: Die Welt kennenzulernen, Horizonte, die sich verändern und Maßstäbe, die sich verschieben. Ich habe viel Faszinierendes gesehen, Begegnungen, die unvergessen bleiben, Eindrücke, die mich geprägt haben. Am stärksten begeistert haben mich der indische Subkontinent, vor allem Sri Lanka. Und natürlich die USA, vor allem die Nationalparks des Westens, Arizona bleibt ständige Sehnsucht, die Northern Arizona University in Flagstaff meine liebste Universität. Alaska, Jamaika, Nordskandinavien, das schottische Hochland, Mallorcas Berge. das Ammerland, Spiekeroog, die Schlei und die Ostsee, das Almtal in Oberösterreich, die Südsteiermark, das Burgenland, der Pfälzer Wald, das hessische Bergland... - die Liste von Landschaften, die mich begeistert haben, ist lang, die Liste von Traumzielen, die ich noch nicht bereist habe, noch viel länger...

Arizona Sunset

Glück, Heimat
Das Schönste am Reisen und genauso wichtig ist jedoch das Heimkehren. Wieder im Garten zu sitzen, zwischen den Rhododendronbüschen oder im Bambushain, mit einem fruchtigen Uhudler oder einem kräftigen Blauen Portugieser und einem guten Buch. Was könnte es Besseres geben?

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen