Der furchtbare Sexualmord von Freiburg lässt sich in gar keiner Weise
durch muslimische Prägung und ein respektloses Frauenbild erklären, wie
viele hier annehmen. Bei solchen Taten liegt fast immer eine
psychopathische Persönlichkeitsstruktur vor. Andererseits müssen wir
davon ausgehen, dass Bindungslosigkeit, Arbeitslosigkeit,
Perspektivlosigkeit und sexuelle Deprivation junger männlicher
Flüchtlinge bei Fällen wie diesem eine wichtige Rolle spielen können.
Sie sind orientierungslos, können keine
stabile Identität entwickeln, sind auf sich gestellt und haben praktisch
keine Möglichkeit zu legaler sexueller Befriedigung. Wir wissen
allerdings noch viel zu wenig über den Einzelfall. Sexuelle Deprivation
kann die Motivation gewesen sein, aber auch Machtdemonstration oder
Ausleben von Gewaltexzessen bedingt durch eine psychopathische
Persönlichkeit, Gewaltprägung durch Krieg und Flucht oder Frustration
als Folge der Lebensverhältnisse in unserem Land. Wir sollten aber nicht
verkennen, dass sexuelle Deprivation bei dieser fast ausschließlich
männlichen Bevölkerungsgruppe ein generelles massives Problem darstellt.
Ein "Einzelfall" sei der Mord gewesen und nur von "regionalem
Interesse". Und anders als etwa bei von der Polizei erschossenen
Farbigen in den USA stehe kein gesellschaftlich relevantes Thema hinter
diesem Verbrechen, hiess es in der ARD. Das ist völlig falsch: Dringlich
zu diskutieren ist die Integrationsproblematik eines Personenkreises,
deren psychische Verfasstheit aufgrund ihrer Biografie und
Lebenssituation eine erhebliche Gefährdung der Bevölkerung darstellt.
Natürlich ist jedes Verbrechen ein
spezifischer Einzelfall. Es gibt aber hinter dem Sexualmord von Freiburg
sehr typische Muster und über diesen Einzelfall hinausgehende
Gefährdungslagen (Bindungs-, Arbeits- und Perspektivlosigkeit,
Gewaltprägung durch Krieg und Flucht, Frustration, sexuelle
Deprivation), die sehr wohl einer breiten gesellschaftlichen Besprechung
und Aufarbeitung bedürfen.
Eine Klarstellung, weil es mehrfach Kritik an meinen Ausführungen zum
Fall Maria Ladenburger gab, aber auch Beifall von der falschen Seite:
Sexuelle Deprivation ist zwar ein generelles Problem im Umfeld der
Flüchtlingsunterkünfte, es gibt aber keinen automatischen Zusammenhang
zwischen sexueller Deprivation und sexuell motivierter Gewalt. Nur sehr
wenige sexuell deprivierte Flüchtlinge haben eine gewaltaffine
Veranlagung, die sie für sexuell motivierte Gewalttaten anfällig macht.
Auch gründet längst nicht jede Vergewaltigung in sexuellem Notstand.
Sehr häufig liegt der Antrieb für Vergewaltigung eher in
Machtdemonstration und dem Ausleben psychopathischer Gewaltphantasien
als in sexuellem Verlangen. Eine erhöhte Vulnerabilität muslimischer
Flüchtlinge für sexuell motivierte Gewalttaten können wir aus der
Annahme sexueller Deprivation also keinesfalls ableiten.
Selbst wenn die Zahl vollendeter Vergewaltigungen trotz
Masseneinwanderung nicht gestiegen wäre (was zu prüfen ist), erscheint
es durchaus wahrscheinlich, dass prominente Fälle und das daraus
resultierende Klima der Angst erheblich zum Rückgang der Fallzahlen
beigetragen haben. Frauen haben viel mehr Furcht als früher, meiden
potenziell gefährliche Situationen, sind viel zurückhaltender im Kontakt
zu fremden Männern. Verändertes defensives Verhalten ist auch
Kriminalitätsprophylaxe, allerdings mit einem sehr erheblichen Verlust
an Lebensqualität verbunden.
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