Dienstag, 13. Dezember 2016

Subjektive Wahrheit



Befinden wir uns mit dem eifrigen Bekämpfen von Fake-News auf dem Weg zum Wahrheitsministerium? Thomas Oppermann fordert bei "erwiesenen Falschmeldungen" drastische Konsequenzen. Aber wer bestimmt und mit welcher Legitimation, wann eine Meldung eine Falschmeldung zu sein hat? Wahrheit und Unwahrheit sind subjektive Kategorien. Es gibt keine objektive Wahrheit. Eine freiheitliche Gesellschaft muss folglich jede Instanz ablehnen, die sich anmaßt, festlegen zu wollen, was als wahr oder unwahr zu gelten hat. Sie kann und muss es aushalten, dass es unterschiedliche Meinungen gibt und auch unterschiedliche Vorstellungen von Wahrheit.  


A.: "Ich bin ehrlich gesagt ein bisschen verwundert über die Frage....was ist denn nur los, dass wir den Unterschied zwischen Wahrheit und Lüge, zwischen Meinung und Fakt nicht mehr zu kennen glauben?" 

Ich: "Postfaktizität bedeutet ja auch wohl weniger, dass wir den Unterschied nicht mehr zu kennen glauben, als dass er für uns an Bedeutung verliert, dass wir ihn intersubjektiv schwieriger transportieren und vermitteln können, dass emotionale Stimmigkeit wichtiger wird als faktengebundene Wahrheit."

A.: "Das sehe ich auch so. Umso wichtiger ist aber, dass wir klar bleiben, was die faktischen Unterschiede angeht. Um zu ihrem vorigen Kommentar zurück zu kommen: Eine freiheitliche Gesellschaft braucht unterschiedliche Meinungen, davon lebt sie. Aber sie braucht keine falschen Fakten, daran kann sie zugrunde gehen."

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