Donnerstag, 29. Dezember 2016

Wünsche zum Jahreswechsel 2017



So möge das neue Jahr für uns alle sein: Ein friedliches und sanftes Dahingleiten auf dem Lebensstrom, ruhig, gelassen und unaufgeregt, in sich selbst ruhend, die Stille und Naturschönheit genießend, harmonisch und gesund, unbedrängt und unbedroht, in psychophysischem Wohlbefinden und im Einklang mit der Natur, selbstbestimmt und selbstwirksam, wild und frei.


Allen Freunden - und allen, die es noch werden können - wünsche ich ein gesundes, friedliches und beglückendes Jahr 2017!

Entwürfe zur Gesundheitspsychologie (in Bearbeitung)


Gesundheit. Wir alle reden ständig davon und meinen zu wissen, was sie ist: Das Gegenteil von Krankheit eben. Es gibt aber ganz unterschiedliche Begriffe und Definitionen von Gesundheit. Etwa das Fehlen medizinischer Diagnosen und der Nachweis von Laborwerten im Normalbereich. Hier bestimmen Mediziner, ob Sie gesund sind oder nicht. Oder Sie selbst definieren sich als gesund: Weil sie keinen Leidensdruck haben und sich fit und rundum wohl fühlen. Für manche sind Sie gesund, wenn Sie arbeits- und leistungsfähig sind, funktionieren und ihre soziale Rolle ausfüllen können. Mitunter bemisst sich Gesundheit daran, dass Sie für sich selbst oder für andere keine Gefährdung darstellen. Für die Gesundheitspsychologie ist Gesundheit weit mehr als nur die Abwesenheit von Krankheit. Sie ist auch kein Zustand, sondern ein sich ständig verändernder Prozess in einem Kontinuum relativen psychophysischen Wohlbefindens, den wir durch unser Verhalten beeinflussen und verbessern können.

Montag, 26. Dezember 2016

Helene - Die Queen of Emotions




Was hat die ZDF-Weihnachtsshow von Helene Fischer mit Weihnachtskrippen gemeinsam? Beide bedienen unsere affektiven Bedürfnisse, sind Emotionsduschen und Wohlfühlmassagen für unsere arg strapazierten Alltagsseelen - und dabei gleichermaßen wundervoll und herzzerreißend kitschig. Helene hat wieder gezeigt, dass sie die hohe Kunst der emotionalen Seelenmassage wie niemand sonst beherrscht: empfindsam, zugewandt, mitmenschlich, empathisch, warmherzig, mitreißend und sexy. Die faktische Welt mit allen Zwängen und Bedrückungen blieb völlig außen vor: Die Queen of Emotions zelebrierte wieder Wohlfühlkitsch vom Allerfeinsten und intellektuelle Anspruchslosigkeit auf allerhöchstem Niveau. Chapeau, Helene!

Donnerstag, 22. Dezember 2016

"Die Mitte" als Leitkonzept und Leitmotiv


Die neue Ausgabe unseres Mitgliedermagazins erscheint unter dem Titel "Die Mitte unserer Gesellschaft". Tatsächlich wird "die Mitte" - wie einst in den siebziger Jahren, als es hieß: "Macht die Mitte stark" (damals verstanden als Bindeglied zwischen konservativer Union und linker Sozialdemokratie) - wieder zum Leitmotiv und Leitkonzept unserer Partei. Sie steht einerseits für die erodierende und stark belastete, von Abstiegsängsten geplagte sozioökonomische Mittelschicht unserer Gesellschaft. Sie steht auch für die ebenso erodierende und durch scharfe Polarisierung und Fragmentierung bedrohte kulturelle bürgerlich-zivile Mitte zwischen dem Hegemon des linksgrünen, politisch-korrekten Zeitgeistes und dem Rechtspopulismus. Und sie steht für ein bodenständig-verwurzeltes Lebensgefühl von Mittigkeit, für Optimismus, Angstfreiheit und Mut, für Selbstbewusstsein und Solidität, Nüchternheit, Gleichmut und ausgewogenes Denken.  

Die "Mitte unserer Gesellschaft" hat viel Gemeinsamkeit mit den Begriffen "Mittelschicht" und "Mittelstand", aber sie ist längst nicht dasselbe. "Mittelschicht" ist ein sozioökonomischer Schichtungsbegriff, der weit über das Ökonomische hinausgeht und z.B. Bildung und Kultur umfasst. "Mittelstand" ist ein ökonomischer Begriff und beschreibt kleine und mittlere Unternehmen, insbesondere Familienunternehmen, und Freiberufler. Die "Mitte der Gesellschaft" ist ein politisch-soziologischer Begriff, der die gefährdeten und erodierenden stabilen und innovativen Teile der Gesellschaft beschreibt. Wir dürfen "Mittelschicht" und "Mitte der Gesellschaft" keinesfalls gleichsetzen. Beides hängt eng zusammen, ist aber nur zum Teil deckungsgleich.



DU - Das Motto des Dreikönigstreffens

Die FDP rückt das große DU ins Zentrum der Wähleransprache. Das Konzept scheint einem Einführungslehrbuch in die Pädagogische Psychologie entnommen: Die ultimative Ansprache des Gegenübers und seine ultimative Wertschätzung. Es geht mir um Dich! Du bist mir wichtig! Du in Deiner individuellen Lebenswelt und subjektiven Befindlichkeit. Wir wollen, dass Du über dein Leben entscheidest. Denn es verändert sich erst dann etwas in unserem Land, wenn Du etwas veränderst. Deine Selbstwirksamkeit liegt uns am Herzen.

Der so ultimativ Angesprochene ist ausdrücklich jeder in der Gesellschaft, der sich so angesprochen fühlt. In besonderer Weise ist aber das DU in der Mitte der Gesellschaft gemeint. Die „Mitte der Gesellschaft“ steht dabei einerseits für die erodierende und stark belastete, von Abstiegsängsten geplagte sozioökonomische Mittelschicht unserer Gesellschaft. Sie steht in einer Debattenkultur, die zunehmend von den Rändern der Gesellschaft her bestimmt wird, auch für die ebenso erodierende und durch scharfe Polarisierung und Fragmentierung bedrohte kulturelle bürgerlich-zivile Mitte zwischen dem Hegemon des linksgrünen, politisch-korrekten Zeitgeistes und dem Rechtspopulismus. Und sie steht für ein bodenständig-verwurzeltes Lebensgefühl von Mittigkeit, für Optimismus, Angstfreiheit und Mut, für Selbstbewusstsein und Solidität, Nüchternheit, Gleichmut und ausgewogenes Denken.

Die "Mitte unserer Gesellschaft" hat also viel Gemeinsamkeit mit den Begriffen "Mittelschicht" und "Mittelstand", aber sie ist längst nicht dasselbe. "Mittelschicht" ist ein sozioökonomischer Schichtungsbegriff, der weit über das Ökonomische hinausgeht und z.B. Bildung und Kultur umfasst. "Mittelstand" ist ein ökonomischer Begriff und beschreibt kleine und mittlere Unternehmen, insbesondere Familienunternehmen, und Freiberufler. Die "Mitte der Gesellschaft" ist ein politisch-soziologischer Begriff, der die gefährdeten und erodierenden stabilen und innovativen Teile der Gesellschaft beschreibt. Wir dürfen "Mittelschicht" und "Mitte der Gesellschaft" keinesfalls gleichsetzen. Beides hängt eng zusammen, ist aber nur zum Teil deckungsgleich.

Die „Mitte der Gesellschaft“ wird nach Dreikönig im Superwahljahr zum Leitmotiv und Leitkonzept unserer Partei - verstanden nicht als diffuses „Wir“, sondern als Konglomerat vieler individueller „Dus“ mit betont eigenem Anspruch. Persönlicher und wertschätzender kann eine Partei ihre Wähler nicht ansprechen: Die psychologisch hervorragend fundierte Kampagne lässt für die anstehenden Wahlkämpfe allemal hoffen.


Montag, 19. Dezember 2016

Der Rückzug ins Private: Wie Selbstschutz Bindung und Heimatgefühl schafft


Der Rückzug ins Private: Wie Selbstschutz Bindung und Heimatlichkeit schafft:

Es gibt unterschiedliche Bewältigungsstrategien für den Umgang mit der Angst vor Sprengstoffanschlägen, sexuell motivierter Gewalt, Antanzerei, Raub und Diebstahl im öffentlichen Raum. Die einen wagen sich hinaus in die Öffentlichkeit, praktizieren Selbstverteidigung, sind bewaffnet mit Schreckschusspistolen, Schlagringen und Pfefferspray. Die anderen weichen der Gefahr aus und kultivieren friedvolle Gemütlichkeit im kleinen, persönlich bekannten Kreis, schaffen sich Weihnachtsmarktatmosphäre im privaten oder halbprivaten Rahmen. Die Ergebnisse sind faszinierend und äußerst lohnend: Aus der Selbstbeschränkung erwachsen Intimität und romantische Lebenskultur mit echter zwischenmenschlicher Bindung. Das Leben in der sich selbst entfremdeten und zunehmend bedrohten und bedrohlichen Massengesellschaft entwickelt sich  durch den Rückzug ins Private zu einer neuen, bodenständig verwurzelten Heimatlichkeit.

Dienstag, 13. Dezember 2016

Subjektive Wahrheit



Befinden wir uns mit dem eifrigen Bekämpfen von Fake-News auf dem Weg zum Wahrheitsministerium? Thomas Oppermann fordert bei "erwiesenen Falschmeldungen" drastische Konsequenzen. Aber wer bestimmt und mit welcher Legitimation, wann eine Meldung eine Falschmeldung zu sein hat? Wahrheit und Unwahrheit sind subjektive Kategorien. Es gibt keine objektive Wahrheit. Eine freiheitliche Gesellschaft muss folglich jede Instanz ablehnen, die sich anmaßt, festlegen zu wollen, was als wahr oder unwahr zu gelten hat. Sie kann und muss es aushalten, dass es unterschiedliche Meinungen gibt und auch unterschiedliche Vorstellungen von Wahrheit.  


A.: "Ich bin ehrlich gesagt ein bisschen verwundert über die Frage....was ist denn nur los, dass wir den Unterschied zwischen Wahrheit und Lüge, zwischen Meinung und Fakt nicht mehr zu kennen glauben?" 

Ich: "Postfaktizität bedeutet ja auch wohl weniger, dass wir den Unterschied nicht mehr zu kennen glauben, als dass er für uns an Bedeutung verliert, dass wir ihn intersubjektiv schwieriger transportieren und vermitteln können, dass emotionale Stimmigkeit wichtiger wird als faktengebundene Wahrheit."

A.: "Das sehe ich auch so. Umso wichtiger ist aber, dass wir klar bleiben, was die faktischen Unterschiede angeht. Um zu ihrem vorigen Kommentar zurück zu kommen: Eine freiheitliche Gesellschaft braucht unterschiedliche Meinungen, davon lebt sie. Aber sie braucht keine falschen Fakten, daran kann sie zugrunde gehen."

"Kranke Gesellschaft" und gute Politik





Die Koryphäen der humanistischen Psychologie Abraham H.Maslow und Erich Fromm sprachen vor ihr und auch heute ist ständig von ihr die Rede: Die kranke Gesellschaft. Dabei ist der Begriff äußerst ungenau, weil eine Gesellschaft kein belebter Organismus ist und als Konglomerat individueller Persönlichkeiten keinen Leidensdruck entfalten und nicht erkranken kann. Selbstverständlich kann Gesellschaft aber - und das ist es, was Maslow und Fromm meinten - individuelle Menschen in erheblichem Ausmaß krank machen. Das kann über pathogene Einflüsse wie mangelnde Sicherheit, Stress, belastende Umwelt, Arbeitslosigkeit oder soziale Konfliktlagen geschehen oder über mangelhafte salutogene Einflüsse wie Bildung, Gesundheitsversorgung und Rehabilitation, Erholungswert, Kultur und Psychotherapie, die zur Entstehung und Erhaltung von Gesundheit führen und Menschen ihre Potenziale entfalten und sich selbstverwirklichen lassen. Umso mehr Menschen in einer Gesellschaft bedingt durch diese pathogenen oder mangelnden salutogenen Einflüsse organisch oder psychisch krank und in ihrer Entwicklung behindert sind, umso "kränker" oder besser krankmachender ist die Gesellschaft. Umgekehrt zeichnet sich eine gute Gesellschaft mit echtem Wohlstand durch ein hohes Maß an Gesundheit, Entfaltung und Selbstverwirklichungsgrad ihrer Mitglieder aus. Schlechte Politik können wir so definieren, dass sie zur Erreichung dieses Zustands nichts oder wenig beiträgt oder ihn behindert. Gute Politik fördert hingegen gesundheits- und entwicklungsfreundliche gesellschaftliche Bedingungen. Sie unterstützt Menschen dabei, gesund und selbstverwirklicht zu leben.

Freitag, 9. Dezember 2016

Zum Sexualmord von Freiburg

Der furchtbare Sexualmord von Freiburg lässt sich in gar keiner Weise durch muslimische Prägung und ein respektloses Frauenbild erklären, wie viele hier annehmen. Bei solchen Taten liegt fast immer eine psychopathische Persönlichkeitsstruktur vor. Andererseits müssen wir davon ausgehen, dass Bindungslosigkeit, Arbeitslosigkeit, Perspektivlosigkeit und sexuelle Deprivation junger männlicher Flüchtlinge bei Fällen wie diesem eine wichtige Rolle spielen können. Sie sind orientierungslos, können keine stabile Identität entwickeln, sind auf sich gestellt und haben praktisch keine Möglichkeit zu legaler sexueller Befriedigung. Wir wissen allerdings noch viel zu wenig über den Einzelfall. Sexuelle Deprivation kann die Motivation gewesen sein, aber auch Machtdemonstration oder Ausleben von Gewaltexzessen bedingt durch eine psychopathische Persönlichkeit, Gewaltprägung durch Krieg und Flucht oder Frustration als Folge der Lebensverhältnisse in unserem Land. Wir sollten aber nicht verkennen, dass sexuelle Deprivation bei dieser fast ausschließlich männlichen Bevölkerungsgruppe ein generelles massives Problem darstellt.



Ein "Einzelfall" sei der Mord gewesen und nur von "regionalem Interesse". Und anders als etwa bei von der Polizei erschossenen Farbigen in den USA stehe kein gesellschaftlich relevantes Thema hinter diesem Verbrechen, hiess es in der ARD. Das ist völlig falsch: Dringlich zu diskutieren ist die Integrationsproblematik eines Personenkreises, deren psychische Verfasstheit aufgrund ihrer Biografie und Lebenssituation eine erhebliche Gefährdung der Bevölkerung darstellt. Natürlich ist jedes Verbrechen ein spezifischer Einzelfall. Es gibt aber hinter dem Sexualmord von Freiburg sehr typische Muster und über diesen Einzelfall hinausgehende Gefährdungslagen (Bindungs-, Arbeits- und Perspektivlosigkeit, Gewaltprägung durch Krieg und Flucht, Frustration, sexuelle Deprivation), die sehr wohl einer breiten gesellschaftlichen Besprechung und Aufarbeitung bedürfen.


Eine Klarstellung, weil es mehrfach Kritik an meinen Ausführungen zum Fall Maria Ladenburger gab, aber auch Beifall von der falschen Seite:
Sexuelle Deprivation ist zwar ein generelles Problem im Umfeld der Flüchtlingsunterkünfte, es gibt aber keinen automatischen Zusammenhang zwischen sexueller Deprivation und sexuell motivierter Gewalt. Nur sehr wenige sexuell deprivierte Flüchtlinge haben eine gewaltaffine Veranlagung, die sie für sexuell motivierte Gewalttaten anfällig macht. Auch gründet längst nicht jede Vergewaltigung in sexuellem Notstand. Sehr häufig liegt der Antrieb für Vergewaltigung eher in Machtdemonstration und dem Ausleben psychopathischer Gewaltphantasien als in sexuellem Verlangen. Eine erhöhte Vulnerabilität muslimischer Flüchtlinge für sexuell motivierte Gewalttaten können wir aus der Annahme sexueller Deprivation also keinesfalls ableiten.


 Selbst wenn die Zahl vollendeter Vergewaltigungen trotz Masseneinwanderung nicht gestiegen wäre (was zu prüfen ist), erscheint es durchaus wahrscheinlich, dass prominente Fälle und das daraus resultierende Klima der Angst erheblich zum Rückgang der Fallzahlen beigetragen haben. Frauen haben viel mehr Furcht als früher, meiden potenziell gefährliche Situationen, sind viel zurückhaltender im Kontakt zu fremden Männern. Verändertes defensives Verhalten ist auch Kriminalitätsprophylaxe, allerdings mit einem sehr erheblichen Verlust an Lebensqualität verbunden.