Mittwoch, 15. November 2017

DSM-Syndrom, Sexismusproblem (in Bearbeitung)

Wir können diese Scheindebatte als Teil dessen ansehen, was DSM-Syndrom genannt wird. Das DSM ist das "Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders" (Diagnostischer und statistischer Leitfaden psychischer Störungen) und ist eines der beiden dominierenden psychiatrischen Klassifikationssysteme. Die Anzahl der im DSM aufgeführten Krankheiten und Störungen ist stetig von 106 (DSM-I) auf heute 374 (DSM-5) angestiegen. Die aktuelle Version DSM 5 beschreibt als Neuerungen so richtungsweisende Diagnosen wie "Hypersexuelle Störung, Prämenstruelle Dysphorische Störung oder Disruptive Stimmungsdysregulationsstörung". Hier wird Verhalten systematisch pathologisiert und problematisiert, der Bereich des "Normalen" immer weiter ausgedünnt und Rarität zur Devianz erklärt. Wo einst Verhaltensvielfalt war, wird Normabweichung diagnostiziert. Das Normale ist aber ebenso wie das Korrekte ("political correctness") ein menschengemachtes Konstrukt. Machen wir diese Konstrukte zur Zielvorgabe von Verhalten, reduzieren wir Vielfalt, beschneiden wir Freiheit und befördern totalitäre Tendenzen.

 Das Problem ist nicht das DSM. Auch nicht, wieviel das Buch kostet. Das Problem ist die zunehmende Tendenz, Verhalten zu pathologisieren, zu problematisieren, als inkorrekt zu stigmatisieren und einer Normierung und Verhaltenskontrolle zu unterwerfen. Das erleben wir im DSM genauso wie in diesem Thread.

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