Freitag, 6. Mai 2016

Diamantene Hochzeit in Eich




Was für ein herrlicher Tag gestern. Meine Nachbarn feiern in bester Gesundheit ihre Diamantene Hochzeit im Landgasthof an der Siegbrücke. Wir sitzen im strahlenden Sonnenschein im Biergarten mit Blick auf die Sieg, ein Weißbier in der Hand (nicht nur eins), auf dem Fluss lassen sich Kanuten vorbeitreiben, Westernpferde werden auf dem Uferweg geritten, nicht mehr nüchterne Väter poltern in einem Bollerwagen am Gasthof vorbei. Unsere Dorfcommunity ist fast vollzählig versammelt, die Stimmung heiter gelöst, die Atmosphäre spannungsfrei. Unser Weiler Eich ist kein wirkliches Dorf, eher eine Ansammlung von Einfamilienhäusern, seit den siebziger Jahren um einen alten Hof herum gebaut. Zufällig, stillos, vielfältig und unterschiedlich, wie seine Bewohner: Alteingesessene Bauern, bodenständige Handwerker, viele Zugereiste, meist aus Köln oder anderen Städten des Rheinlands, Akademiker und Arbeiter, viele im Ruhestand, aber alle irgendwie junggeblieben, besonders die Alten. Was uns Eicher ausmacht, ist das Unpretentiöse: Man muss nichts darstellen, nichts sein und nichts werden. Man ist was man ist. Niemand ist aus Karrieregründen nach Eich gekommen, aber alle, um einfach zu leben, zu genießen, man selbst zu sein. Es gibt wenig Reichtum in Eich - außer dem Reichtum an Lebendigkeit und Lebensfreude. Die Gärten sind gepflegt oder ungepflegt, nichts ist manieriert oder zur Schau gestellt. Keiner will etwas vom anderen und doch gibt es ein Wir-Gefühl in dieser gemeinschaftslosen Gemeinschaft. Entspanntes Leben, zwanglos gelassen und frei, unbedrängt gleichmütig wie der Fluss, der die Kanus vorbeigleiten lässt...


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