Freitag, 13. Mai 2016
Gehört Pfingsten zu Deutschland?
Ob Pfingsten zu Deutschland gehört, fragt Christiane Florin und gibt am Ende ihres Artikels eine verneinende Antwort. Für die Allerwenigsten in unserer Gesellschaft hat dieses Fest noch eine religiöse Bedeutung, kaum noch jemand kennt Ursprung und Sinn, bestenfalls erinnern sich einige, dass das Fest irgendwie mit einem "Heiligen Geist" zu tun habe. Jahr für Jahr stellt sich die Frage nach der Berechtigung derart offensichtlich sinnentleerter Feiertage - ohne dass eine Diskussion über eine Abschaffung wirklich in Gang kommt, denn niemand möchte schließlich auf die Feiertage im Wonnemonat wirklich verzichten. Aber sind Feiertage wie Pfingsten denn wirklich sinnentleert? Die Menschen leben eine jahrhundertealte Tradition und verleihen dem Fest jeweils ihre ganz individuelle Bedeutung, etwa als Familienfest, oder, wie ich im letzten Jahr und wohl auch in diesem, als Gartenfest. Menschen kommen zusammen, genießen die Natur und schöne freie Frühlingstage. Offensichtlich stört die Sinnentleerung niemanden, weil sie niemand wirklich empfindet: Denn der Sinn ist ja da, für jeden und von jedem ganz individuell entworfen und mal bewusster und intensiver, mal weniger bewusst und weniger intensiv erlebt und wahrgenommen - und von einigen Wenigen durchaus auch im traditionell religiösen Sinn zelebriert. Bedeutungen verändern sich und mit ihr Sinngebungen in einer modernen säkularen und freiheitlichen Gesellschaft. Das ist ein kreativer kulturevolutionärer Prozeß und ja, Pfingsten, so verstanden, hat seine Berechtigung. Und indem die Menschen das Fest mit neuem Leben füllen, gehört es ohne Zweifel in diese Zeit - und auch zu Deutschland.
Freitag, 6. Mai 2016
Diamantene Hochzeit in Eich
Was für ein herrlicher Tag gestern. Meine Nachbarn feiern in bester Gesundheit ihre Diamantene Hochzeit im Landgasthof an der Siegbrücke. Wir sitzen im strahlenden Sonnenschein im Biergarten mit Blick auf die Sieg, ein Weißbier in der Hand (nicht nur eins), auf dem Fluss lassen sich Kanuten vorbeitreiben, Westernpferde werden auf dem Uferweg geritten, nicht mehr nüchterne Väter poltern in einem Bollerwagen am Gasthof vorbei. Unsere Dorfcommunity ist fast vollzählig versammelt, die Stimmung heiter gelöst, die Atmosphäre spannungsfrei. Unser Weiler Eich ist kein wirkliches Dorf, eher eine Ansammlung von Einfamilienhäusern, seit den siebziger Jahren um einen alten Hof herum gebaut. Zufällig, stillos, vielfältig und unterschiedlich, wie seine Bewohner: Alteingesessene Bauern, bodenständige Handwerker, viele Zugereiste, meist aus Köln oder anderen Städten des Rheinlands, Akademiker und Arbeiter, viele im Ruhestand, aber alle irgendwie junggeblieben, besonders die Alten. Was uns Eicher ausmacht, ist das Unpretentiöse: Man muss nichts darstellen, nichts sein und nichts werden. Man ist was man ist. Niemand ist aus Karrieregründen nach Eich gekommen, aber alle, um einfach zu leben, zu genießen, man selbst zu sein. Es gibt wenig Reichtum in Eich - außer dem Reichtum an Lebendigkeit und Lebensfreude. Die Gärten sind gepflegt oder ungepflegt, nichts ist manieriert oder zur Schau gestellt. Keiner will etwas vom anderen und doch gibt es ein Wir-Gefühl in dieser gemeinschaftslosen Gemeinschaft. Entspanntes Leben, zwanglos gelassen und frei, unbedrängt gleichmütig wie der Fluss, der die Kanus vorbeigleiten lässt...
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